Mancher mag sich darüber
wundern, warum Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin für die Vergemeinschaftung
der Schulden im Euro-Raum ist. Seine Biografie liefert die Antworten.
Mit äußerster Schärfe geißelt
Grünen-Fraktionschef Trittin die angebliche „Blockade“ der Bundesregierung gegen
die Vergemeinschaftung der Schulden aller Staaten und Banken des Euro-Raums.
Dabei übertrifft er noch die ebenfalls harte Kritik der Sozialdemokraten.
Die
Folgen einer solchen Politik sind Trittin klar: Bislang hat die Aussicht, dass
andere für eigene Schulden geradestehen, nur dazu geführt, dass Regierungen und
Banken nur umso ungestühmer Risiken eingingen, Schulden machten und notwendige
Reformen aufschoben. Er weiß: Wer Deutschland in immer abenteuerlichere
Haftungssummen verstrickt, gefährdet dessen finanzielle und wirtschaftliche
Existenz.
Was Trittin antreibt, ist nicht finanzpolitischer Irrtum, nicht
Unkenntnis geldpolitischer Zusammenhänge, es ist sein tiefer Abscheu gegen
Deutschland an sich. Schon die Grünen-Ikone Joschka Fischer war davon
durchdrungen. Sein
politisches Bekenntnisbuch von 1996 trägt
bezeichnenderweise den Titel „Risiko Deutschland“. Wie behandelt ein
verantwortungsbewusster Politiker „Risiken“? Er hegt sie ein, verringert sie und
bringt sie schließlich zum Verschwinden.
Im Bundestagswahlkampf 1990
plakatierten die Grünen die Parole „Deutschland? Nie wieder!“ als angebliches
Zitat von Marlene Dietrich. Die Diva empörte sich aus ihrem Pariser Domizil, so
etwas habe sie nie gesagt, das sei ein „Anschlag auf meine Ehre“. Daraufhin
zogen die Grünen das Plakat kleinlaut wieder ein. Die darin zum Ausdruck
kommende Überzeugung blieb.
Als Außenminister (1998–2005) führte Joschka
Fischer ein völlig neues Verständnis von Außenpolitik ein. Klassischerweise
gehen Regierungen internationale Bündnisse ein, um dem Wohl ihrer Länder zu
dienen: Das Land ist der Zweck, das Bündnis das Instrument.
Fischer stellte
dies auf den Kopf: Deutschland hatte sein Gewicht einzusetzen, um seiner Idee
von „Welt-Innenpolitik“, von „global gouvernance“ dienlich zu sein. Nur darin
lag in den Augen Fischers Deutschlands internationale Daseinsberechtigung: Das
Land wurde zum Instrument, die internationalen Bündnisse zum Zweck.
Ist der
Zweck fast erreicht, darf das Instrument ruhig verbraucht werden. Trittin wähnt
sich und uns ganz nah am Ziel: das Verschwinden Deutschlands in einem
internationalen Völkerbrei ohne nationale Souveränitäten. Daher kann er nun aufs
Ganze gehen und die komplette Finanzkraft Deutschlands in seinem finalen Kampf
verbrennen. Er würde dieses Verschwinden aus seiner Deutschfeindlichkeit heraus
mit großer Genugtuung verfolgen. Seine Wählerschaft indes dürfte sich wundern,
welche Folgen dieses Verschwinden für ihr eigenes Leben hätte.
PAZ